Die Wirkung von Musik in Fernsehserien geht über das Vermitteln von Inhalten und formalen Rahmen hinaus und beinhaltet eine tiefgreifende emotionale, körperlich fassbare Dimension. Ausgehend von der Prämisse, dass Musik ein erzählendes Element in Fernsehserien ist, erarbeite ich unter Bezugnahme auf intermediale Erzähltheorie, Filmmusikforschung und Fernsehmusikforschung einen konzeptuellen Rahmen für die Narrativität von Musik im audiovisuellen Kontext.
Nachdem ich in die Hintergründe und die spezifische Ausrichtung meiner Fragestellung eingeführt habe, umreiße ich in Kapitel 2, Music in Television Serials, die konzeptuellen und theoretischen Grundlagen meiner Analysen der Musik und Klänge in Ramayan und Mahabharat. Ich erläutere meinen methodischen Ansatz, der ethnografische Methoden (zwei Feldforschungsaufenthalte in Neu Delhi und Mumbai, Indien) und close readings des Serienmaterials vereint, gebe einen Überblick über die Forschungsliteratur zu den Serien und zu Musik im Fernsehen und stelle anschließend kurz die Produktionsprozesse der Serienmusik vor. In der Arbeit stelle ich zunächst diesen Kontext der Serien sowie meine Fragestellung vor und positioniere die Arbeit in den Diskursen um die Serien sowie in der bestehenden Forschung zu Fernsehmusik. Die Musik der Serien ist damit also nicht nur beispielhaft für klangliches Erzählen im indischen Fernsehen, sondern zeigt zudem die Anfänge einer eigenen medialen Ästhetik auf. Die Klänge der Serien befinden sich also an einer einzigartigen historischen Schnittstelle, in der das indische Fernsehen seine eigene Stimme findet und dabei zugleich (religiöse) Stoffe aufarbeitet, die seit Jahrhunderten in vielen verschiedenen Formaten mit eigenen Ästhetiken überliefert wurden. In jedem Fall waren Ramayan und Mahabharat populärkulturelle Meilensteine, die das nunmehr im indischen Fernsehen florierende Genre der (Hindu) mythologischen Serie begründeten. Die beiden Serien polarisierten die indische Öffentlichkeit und wurden auch in wissenschaftlichen Diskursen kontrovers diskutiert. Da die Serien die beliebten Stoffe erstmals ins Fernsehen überführten, lösten sie einen beispiellosen Ansturm auf das Medium aus, der die Dynamiken des öffentlichen Lebens während ihrer Ausstrahlung am Sonntagmorgen spürbar veränderte. Stofftraditionen, erzählen, drehen sich maßgeblich um zwei Hindu-Gottheiten. Die Geschichten, die Ramayan und Mahabharat, benannt nach zwei gleichnamigen Epen bzw. Die Serien, die in der vorliegenden Dissertation untersucht werden, haben ein Stück indische Fernsehgeschichte geschrieben: Sie gehörten nicht nur zu den ersten in Indien produzierten televisuellen Unterhaltungsformaten, sondern sie waren darüber hinaus auch die ersten Sendungen, die mythologische, Hindu religiöse Inhalte ins indische Fernsehen brachten und dort auch etablierten. Mit dieser Fragestellung erweitere ich die bisherige Erforschung von Fernsehmusik, in der bislang ausschließlich Produktionen aus dem nordamerikanischen und europäischen Raum berücksichtigt wurden, um einen entscheidenden Beitrag, indem ich die Diskussion über Serienformate aus anderen Regionen mit anderen kulturellen Selbstverständnissen und Erzähldynamiken eröffne. Leitend ist dabei die Frage nach dem, was Musik und Klang im Format der Fernsehserie tun und bewirken können. Zusammenfassung Epic Television: Music and Sound in Ramayan and Mahabharat In der vorliegenden Dissertation untersuche ich die Musik der zwei Hindisprachigen indischen TV-Serien Ramayan und Mahabharat, die von 19 auf Indiens damals einzigem TV-Sender, Doordarshan, ausgestrahlt wurden. Epic Television Music and Sound in Ramayan and Mahabharat Dissertation zur Erlangung des philosophischen Doktorgrades an der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen vorgelegt von Britta Lesniak aus Detmold Göttingen 2017